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WACKEN 2025 | Donnerstag, 31.07.2025 2/2 - Holy Ground - 31.07.2025

WACKEN 2025 | Donnerstag, 31.07.2025 2/2 - Holy Ground
Tag 2: Donnerstag, 31.07.2025, Teil 2/2
WACKEN OPEN AIR 2025 – Donnerstag, 31.07.2025): Matsch, Mythos, Megastars
Der Donnerstag in Wacken zeigt sich norddeutsch-kühl, die Luft ist frisch, die Felder bleiben vom Vortagsgewitter aufgeweicht – perfekte Bedingungen für Gummistiefel-Grooves und Headbanging unter Extrembedingungen. Nach der nächtlichen Unwetter-Unterbrechung (die Camping-Grounds mussten geräumt werden, die Fans in die Autos umsteigen) fährt das Festivalprogramm heute wieder Vollgas: Von Newcomern bis zu Legenden ist alles dabei, was den Acker zum Beben bringt.
Danish Dynamite und harte Kanten
DANEFAE (HEADBANGERS)
eröffnen den Tag mit eleganter Wucht. Das dänische Quartett – im Original Danefæ – kommt aus der progressiven Ecke, singt auf Dänisch und verwebt moderne Prog-Metal-Strukturen mit nordischer Folklore-Ästhetik. Live setzt die Band auf dynamische Spannungsbögen statt bloßer Riff-Dauerfeuer, wodurch die Hooks umso nachhaltiger hängen bleiben. Heute stehen die „Metal-Battle“-Gewinner aus Dänemark bereits am späten Vormittag auf der Bühne – verdienter Rückenwind für ein Ensemble, das sich zuletzt mit dem Album „Trøst“ in der Fachpresse festgebissen hat.
SMOKE BLOW (LOUDER)
aus Kiel machen um Punkt 12:00 Uhr mittags klar, warum sie hier Kultstatus genießen: Hardcore-Punk, Stoner- und Noise-Schlacke, zwei kehlige Frontmänner, null Nostalgie-Verklärung. Es klingt, als würde GG Allin im Proberaum von Saint Vitus randalieren – nur tighter. Der Auftritt knarzt live so griffig wie auf Tonträgerklassikern à la „Colossus“.
MY OWN SHIVA (W.E.T.)
bringen danach moderne Metalcore/Djent-Schärfe in den Acker – Herkunft: Bischkek, Kirgisistan. Technische Riffs, elektronische Akzente und melodische Refrains sorgen für jene internationale Farbe, die Wacken immer wieder frisch hält. Dass die Band derzeit Playlist- und Festival-Traktion sammelt, hört man an der Selbstverständlichkeit, mit der die Breakdowns zünden.
PRONG (LOUDER)
aus New York City, machen bereits seit dem Jahr 1986 die Bühnen der Welt unsicher und prügeln eine Lehrstunde in urbanem Groove-/Industrial-Thrash heraus. Tommy Victor und Co. lassen „Snap Your Fingers, Snap Your Neck“ wie eine Eisenpressplatte über den Acker wälzen – die Quintessenz ihres Einflusses auf Groove- und Industrial-Metal ist live unbestreitbar, der Puls des Infields bleibt somit hoch, das Ganze bei immer mal wieder durch blinzelnder Sonne.
Tradition, Kult und Kölsch
SKYLINE (HARDER)
die Haus- und Herzensband des Festivals, eröffnen am Nachmittag traditionell die HARDER Stage. Dass hier Wacken-Geschichte lebt, ist Teil des Charmes: Mitgründende Mitglieder Thomas Jensen (heute Festivalchef) und Andreas „Gösy“ Schlüter schrieben mit SKYLINE an der W:O:A-DNA mit. Der Set ist eine warmherzige Crossover-Revue aus Hard’n’Heavy-Standards und eigenem Material – ein Willkommen daheim.
UGLY KID JOE (LOUDER)
werfen im Anschluss die 90er in den Matsch, ohne Staub aufzuwirbeln: „Neighbor“, „So Damn Cool“, „Cat’s in the Cradle“ – alles da, alles frech, alles fit. Der Louder-Downstroke trifft genau zwischen Bierbecher und Grinsen. Und Frontmann Whitfield Crane hat sogar noch eine Überraschung in petto. Während der Opener noch läuft, deutet er auf die Fotografen in seiner Nähe und beordert uns auf die Bühne. In der Folge gibt es somit die Jungs aus Kalifornien hautnah zu bestaunen, die vor proppenvollem Infield, das von der Sonne beschienen und getrocknet wird, ihre Show abziehen, als wäre der Durchbruch der Band erst ein paar Wochen alt. Großes Kino!
BAP (FASTER)
Ja, richtig gelesen – bringen Kölschrock aufs norddeutsche Feld. Wolfgang Niedecken und seine Mannschaft führen eine Stunde lang vor, dass gute Songs auf jeder Bühne funktionieren, ob in Köln-Süd oder in WACKEN. BAP liefern ein charmantes Stil- und Generationenbrücken-Bouquet zwischen Hymne und Heimat, das nur Songs „älter als 40 Jahre“ beinhaltet und selbst gestählten Metalheads Tränen der Rührung in die Augen treibt. Obwohl Niedecken als letzter der BAP-Urbesetzung noch mit an Bord ist, lassen Songs wie „Drei Wünsch frei“ oder „Nemm mich met“ umgehend Gefühle aufkommen, die aus tiefster Seele sprechen und einmal mehr den WACKEN-Spirit verdeutlichen, alle Genres unter einen Hut bringen zu können.
Die Band liefert die Megahits der Bandgeschichte wie im Zeitraffer und in neuem Arrangement, das nur zaghaft an den Originalen schraubt und den Kern der Kompositionen unangetastet lässt. Niedecken ist sichtlich bewegt und bedankt sich mehrfach bei den Fans für das Mitfeiern und Mitsingen, das im Infield perfekt klappt. Nach „Kristallnaach“, „Alexandra, nit nur do“, „Verdamp lang her“ und dem eigentlichen Rausschmeißer „Frau ich freu mich“ müssen die Kölschrocker sogar noch eine Zugabe spielen: „Jraaduss“ als waschechte Ballade funktioniert ebenso gut wie der anschließende Sing-along-Part, der die Band noch minutenlang feiert. Nicht nur für mich eines der besten Konzerte dieses Festivals.
GRAVE DIGGER (HARDER)
feiern ihr 45-jähriges Bandjubiläum mit erhobenem Schwert: teutonischer Heavy Metal, zackig, melodisch, mit dem bekannten Boltendahl-Grimm im Timbre. 2025 markiert dazu die Veröffentlichung des neuen Albums „Bone Collector“ – auf der WACKEN-Bühne klingt das wie eine Ehrenrunde für eine Institution, die Power- und Speed-Schule geprägt hat.
Gitarrensternstunde, Maschinen und die große Rock-Oper
MICHAEL SCHENKER (FASTER)
spielt den „My Years with UFO“-Block als schimmernden Classic-Rock-Goldstandard – und setzt dem Ganzen die Kirsche mit einem Überraschungsgast auf: SLASH taucht bei „Mother Mary“ auf, zwei Gitarrengötter im Gleichtakt, Gänsehaut garantiert. Am Mikrofon steht – wie bereits in Bochum – Erik Grönwall, der die UFO-Klassiker in unnachahmlicher Art und Weise interpretiert, ja eigentlich mit neuem Leben füllt.
STATIC-X (LOUDER)
rollen danach ihren Industrial-Groove wie ein Kettenfahrzeug über die Felder: Push It, I’m with Stupid, Bled for Days – die Wisconsin Death Trip-DNA bleibt pulsierend, die Xer0-Ära ist live ein gut geölter Apparat. Notiert ist heute neben dem Gig sogar ein spontanes Meet-&-Greet-Update der Veranstalter – Fannähe in Gummistiefelreichweite.
GUNS N’ ROSES (HARDER)
beschließen den Abend als seltenes WACKEN-Erstlingswunder: eine Breitwand-Setlist von „Welcome to the Jungle“ bis „Paradise City“, „November Rain“ inklusive – und ja, Axl, Slash und Duff hämmern in Wacken die ganz große Party in den Acker. Dreieinhalb Stunden Spielzeit sind auch für Jungspunde nicht mal so eben zu stemmen, die Kultrocker aber zeigen der Welt, dass ihre große Zeit eben noch nicht vorbei ist. Natürlich gibt es Einschränkungen, was die Stimme von Axl Rose betrifft - einige sprechen von Aussetzern – aber allein die Tatsache, dass die Band auf diesem Festival nicht „kurzen Prozess“ macht, sondern alles geben will und gibt ist aller Ehren Wert. SLASH und der Rest der Combo brillieren in den Instrumentalparts, Axl ist noch immer der Entertainer, der allein mit seiner Präsenz für Beifallsstürme sorgt.
WACKEN hatte die Band bereits im Vorfeld als Tourfinale eingebunden. Als die letzten Töne von „Paradise City“ verklungen sind, liegt sich die Band in den Armen und genießt die Huldigungen des Publikums. Ein historischer Moment, nicht nur für das W:O:A.
Abseits der Bühnen: Blut spenden, Wissen tanken, Gitarren-Workshop
Die „Spende Blut“-Initiative des W:O:A – seit Jahren fest verankert – bleibt auch 2025 ein Herzstück der Community-Arbeit. Unter dem Motto „Pay with your Blood“ kooperiert das Festival aktuell mit Kliniken und Blutspendediensten; ab 13. September 2025 können Spenderinnen und Spender an ausgewählten Standorten sogar Tickets für die 2026-Tour von HEAVEN SHALL BURN „erspenden“. Heute findet dazu im Press Tent eine eigene BLUUUT!-Pressekonferenz statt – gelebte Solidarität im Metal-Kosmos.
Außerdem auf dem Wacken United / Press Tent-Programm: der Gitarren-Workshop mit ANDREY SMIRNOV (U.D.O., Dirkschneider) bietet eine schöne Chance, zwischen zwei Regenschauern die Picking-Hand zu schärfen und dem Virtuosen ganz aus der Nähe auf die Finger zu schauen.
Anekdoten, die bleiben
Wacken wäre nicht Wacken ohne seine Eigenheiten: die Feuerwehrkapelle als Soundtrack der Frühschoppen-Romantik, der traditionell von SKYLINE eingeläutete HARDER-Start – und ja, die legendäre Bier-Pipeline, die allerdings kein Mythos ist, sondern wie in jedem Jahr seit 2017 in eigens dafür vorgesehene Rohre vom Außengelände bis in Infield gezogen wird und somit zur W:O:A-Folklore gehört wie der Schlamm zu den Stiefeln. Das alles funktioniert, weil die Community-DNA stimmt: Mitmachen, Anpacken, Mitfeiern.
FAZIT:
Der Donnerstag ist ein Muster für das, was WACKEN groß macht: DANEFAE zeigen die Zukunft, SMOKE BLOW die Unbeugsamkeit, PRONG die Alte Schule, SKYLINE die Seele, UGLY KID JOE den Spaß, BAP die Bandbreite, GRAVE DIGGER die Tradition, MICHAEL SCHENKER den Glanz, STATIC-X die Maschine – und GUNS N’ ROSES den Mythos. Dazwischen: Blut spenden, Wissen mitnehmen, nass werden, glücklich sein. So fühlt sich ein großer WACKEN-Donnerstag an.
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